Mengenalgebra & Dualität: Gesetze und de Morgan
Mengenalgebra und Dualität
Die in der Mengenlehre definierten Operationen (Vereinigung, Durchschnitt, Komplement, Differenz) folgen bestimmten **algebraischen Gesetzen**. Diese Gesetze erlauben es, Ausdrücke zu vereinfachen oder zu beweisen, dass zwei Mengenoperationen äquivalent sind.
Grundlegende Gesetze der Mengenalgebra
Für beliebige Mengen A, B, C und die Universalmenge U gelten folgende Gesetze:
1. Idempotenz
A ∪ A = A A ∩ A = A
Das Zusammenfassen oder Schneiden einer Menge mit sich selbst ändert nichts.
2. Assoziativgesetz
(A ∪ B) ∪ C = A ∪ (B ∪ C) (A ∩ B) ∩ C = A ∩ (B ∩ C)
Die Reihenfolge der Ausführung spielt keine Rolle.
3. Kommutativgesetz
A ∪ B = B ∪ A A ∩ B = B ∩ A
Die Reihenfolge der Mengen kann vertauscht werden.
4. Distributivgesetz
A ∪ (B ∩ C) = (A ∪ B) ∩ (A ∪ C) A ∩ (B ∪ C) = (A ∩ B) ∪ (A ∩ C)
Dies erlaubt, Ausdrücke zu „verteilen“, ähnlich wie beim Distributivgesetz der Algebra.
5. Identitätsgesetz
A ∪ ∅ = A A ∩ U = A
∅ und U verhalten sich wie 0 und 1 in der Arithmetik.
6. Null- und Einheitsgesetz
A ∪ U = U A ∩ ∅ = ∅
Alles mit der Universalmenge vereinigt ergibt U; alles mit der leeren Menge geschnitten ergibt ∅.
7. Gesetz vom doppelten Komplement
(Aᶜ)ᶜ = A
Das Komplement des Komplements ergibt wieder die ursprüngliche Menge.
8. Komplementgesetze
A ∪ Aᶜ = U A ∩ Aᶜ = ∅
Eine Menge und ihr Komplement decken die Universalmenge vollständig ab, ohne sich zu überschneiden.
9. Komplemente der Universal- und Leermenge
Uᶜ = ∅ ∅ᶜ = U
10. de Morgan’sche Gesetze
(A ∪ B)ᶜ = Aᶜ ∩ Bᶜ (A ∩ B)ᶜ = Aᶜ ∪ Bᶜ
Diese sind besonders wichtig, da sie eine enge Verbindung zur Aussagenlogik zeigen:
- Das Komplement einer Vereinigung ist der Durchschnitt der Komplemente.
- Das Komplement eines Durchschnitts ist die Vereinigung der Komplemente.
Beispiel: Beweis des de Morgan Gesetzes
Beweise (A ∩ B)ᶜ = Aᶜ ∪ Bᶜ mithilfe der Logik:
| Aussage | Logisches Pendant | |----------|--------------------| | x ∈ (A ∩ B)ᶜ | ¬(x ∈ A ∧ x ∈ B) | | | ⇔ (¬x ∈ A) ∨ (¬x ∈ B) | | | ⇔ x ∈ Aᶜ ∨ x ∈ Bᶜ | | ⇒ | x ∈ (Aᶜ ∪ Bᶜ) |
Daraus folgt: (A ∩ B)ᶜ = Aᶜ ∪ Bᶜ
Dualitätsprinzip
Die Gesetze der Mengenlehre treten **paarweise** auf. Tauscht man überall
- ∪ ↔ ∩
- U ↔ ∅
so erhält man den **dualen Ausdruck**.
Beispiel:
- Gesetz A ∪ ∅ = A hat als Dual A ∩ U = A
- de Morgan’s Gesetz (A ∪ B)ᶜ = Aᶜ ∩ Bᶜ hat als Dual (A ∩ B)ᶜ = Aᶜ ∪ Bᶜ
Dieses Prinzip zeigt die **symmetrische Struktur** der Mengenoperationen.
Visualisierung
Venn-Diagramme verdeutlichen diese Gesetze grafisch:
- Die Vereinigungen und Durchschnitte entsprechen farblich markierten Bereichen.
- Komplementbereiche sind die Flächen ausserhalb der betrachteten Menge.
Zusammenfassung
- Mengenoperationen folgen festen algebraischen Gesetzen.
- Diese Gesetze entsprechen den Regeln der Aussagenlogik.
- Das **Dualitätsprinzip** erlaubt, aus jedem Gesetz sein komplementäres Gegenstück zu bilden.
- Die **de Morgan’schen Gesetze** sind besonders zentral für logische und rechnerische Anwendungen.